Freitag, 27. März 2009

XXALPS 2004 -3-

Montag, den 23.August
Mit ein bisschen Umziehen, Essen, radeln etc. geht die Zeit auch vorbei und wir “schlendern” an Obsteig vorbei nach Kematen, wo wieder ein Crewwechsel ansteht. Während wir das Wohnmobil jetzt erst wieder irgendwo in Südtirol treffen steht uns einer der härtesten Brocken in der ersten Nacht bevor - das Kühtai.

Kein schöner Pass. Gar nicht schlecht, dass man in der Nacht nichts sieht. Jedoch ist es dafür oben grässlich kalt und die rasende Abfahrt hinunter nach Ötz als angenehm zu bezeichnen wäre nun wirklich glatt gelogen. Das Kühtai hat ganz schön reingezogen, trotz kleiner Übersetzung - die steilsten Rampen habe ich um noch flüssig treten zu können mit dem 26 er ( bei 34 er Blatt ) plattgemacht - habe ich viel Substanz verloren. Während der Auffahrt durch das Ötztal muss ich ständig mit Sekundenschlaf kämpfen. Besser wird das erst als es voll richtig hell wird und der Anstieg zum Timmeljoch richtig beginnt.
So früh am Morgen ist an diesen Ausflugspässen nur Baustellenverkehr zu verzeichnen und wir durchmessen Kehre um Kehre .An der Mautstation vorbei und hinunter zum “Windigen Eck”.

Der Name dieser Stelle ist Gesetz. Es faucht uns ein eiskalter Fallwind entgegen, welcher gleich zum Schalten nötigt. Es ist ein einziger Kampf da hoch. Ganz oben passiere ich 2 Tourenradler, welche polarmässig eingepackt sind - zurecht. Oben fahren wir gleich ein paar Meter ab, um eine windgeschützte Stelle zu finden. Umziehen, Essen und trinken - Immer das gleiche Programm auf den Anhöhen. Die grandiose Aussicht von meinem geschützten Plätzchen in der klaren, kalten Morgenluft entschädigt für die Anstrengung. Längst ist alle Müdigkeit verflogen. Wir haben sie im Ötztal zurückgelassen.
Die rasende Abfahrt auf der Timmelsjoch Süd Seite wird von Schafen und Ziegen einmal jäh gestoppt.
 

Rollenderweise erklimmen wir den sehr angenehmen Jaufenpass, welcher sich auch Bergab mehr zur Lust, denn zur Last entwickelt. Im Tal ist bei steigender Temperatur jedoch erst mal ein Teilstrip sowie ein Gang auf den “Topf” angesagt. Jetzt geht es leichter, jedoch spüre ich mein Körpergewicht unangenehm - auf dem Sattel. Die eigene Aufpolsterung des SLR reicht also wohl doch nicht. Beim nächsten größeren Halt muss der AirSeat drauf, beschließe ich. Nur so kann Schlimmeres verhindert werden - wenn es nicht schon zu spät ist - leichte offene Scheuerstellen sind jetzt nach fast 26 Stunden im Sattel zu erkennen. Auch Eis für die Füße, die Fußsohlen muss sein. Der Dauerdruck beim Bergauffahren hat wieder für Blasen unter den Fußballen gesorgt. Oh, je. Vom RAAM her weiß ich was mir da in den nächsten Tagen noch blühen wird. Es ist als ob man bei jeder Pedalumdrehung auf einen Igel tritt.
Das Pacecar mal wieder getankt, der “Kasten” entwickelt ja auch beim Kriechen hinter dem Radfahrer einen gesunden Durst, haben wir zwischenzeitlich auch - Hier haben wir uns dann getrennt. Allerdings bin ich Gottfroh das Pacecar wieder hinter mir zu haben. Es beherbergt ja nicht nur allerlei nützliche Dinge, nette Menschen, gutes und weniger gutes Essen, nein, in erster Linie schützt es mich auch vor dem oft starken, oder wollen wir lieber ehrlich sein und gleich sagen - rücksichtslosem Verkehr.

Ab Wolkenstein mit gekühltem Fahrgestell, neuem Sattel, neuer Crew, jetzt muss es ja ab gehen. Und das tut es auch. Bei dichtestem Verkehr verlieren wir uns bei den Anstiegen der Sellarunde immer wieder aus den Augen, besonders aber bei den Abfahrten, wo das Auto in dichtem Verkehr nicht die entfernteste Chance hat zu folgen. Sella, Pordoi, Campolongo, erst danach gönnen wir uns ne kleine Auszeit - es gibt Käsebrote !
Der Valparole ist für mich ein ganz harter Brocken, entweder ist der so steil oder ich so schwach. Das ist schwer zu ermitteln. Wir müssen jedoch richtig fighten. Dafür gibt es bei sinkender Sonne “glühende” Berge in unwirkliches Licht getaucht. Ganz wie im Heimatfilm.


Trotzdem muss ich aufs Klo und die Ladies mit Ihrer Wirtschaft lassen uns nicht !! Ab in die Büsche ist nicht - Hier geht es ja zu wie auf dem Jahrmarkt. Also ab ins Tal. Vorher noch ne Katzenwäsche - Den Schweiß aus dem Gesicht gewischt und das Gehirn mit Himbeersirup “eingezuckert”, um nicht einzuschlafen.
Unten dann in einer Pizzeria die ersehnte Erleichterung.


So ist es dann eigentlich nicht verwunderlich, dass ich den nächsten Pass, den Fedaja “hinaufblase”.
Die Rampe am Fedaja ist schon der Hammer, ich kann mich froh schätzen gerade rechtzeitig wieder in einer Hochphase zu sein. In meinem Valparole-Zustand... Besser nicht dran denken. Zum zweiten Mal senkt sich die Nacht auf uns herab. Mit dem Letzten Licht erreichen wir die Passhöhe - Auch hier habe ich in der Wiesenrampe wieder den 26 er Ring benötigt. Oben wartet Andy Wenzel auf uns und schaut uns zu, wie wir den von mir gewünschten Pullover nicht finden. Der wird wohl in der Wäsche sein. Hier müssen wir uns noch kommunikationstechnisch verbessern. - Später haben wir dann nichts mehr gewaschen, und auch Alles gleich gefunden - Aber jetzt geht es erst mal sehr steil bei vielen nach außen hängenden Kurven hinunter nach Canazei. Dort herrscht regelrechte Jahrmarktstimmung, oder wie sich Wolfgang ausdrückt, hier steppt der Bär.


Die Uhr rückt auf Mitternacht zu und wir überfahren den Karerpass. Auf der Abfahrt muss ich mit Sekundenschlafanfällen kämpfen. Wir müssen kurz mal mit eiskaltem Cola nachlegen. Bozen. Der Wahnsinn. Zum Glück ist es mitten in der Nacht, es fällt also gerade nicht so arg auf, dass wir wahrlich kreuz und quer durch die Stadt fahren - das Roadbook stimmt hier nicht ganz - Solche Baustellen verändern sich halt auch fast täglich ! Endlich aus Bozen heraus fällt es mir immer schwerer noch radzufahren. Wir beschließen eine kurze Pause mit einem Powernap einzulegen. Das Wohnmobil wurde nach Prad , am Fuße des Stilfserjoches dirigiert und wartet dort auf uns für eine Schlafpause. Nach etwas mehr als 5 min Schlaf soll es weiter gehen.



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