Freitag, 27. März 2009

XXALPS 2004 -2- / Start

Sonntag, den 22.August
Der Morgen ist, wie er strahlender nicht sein kann. Ein gutes Omen ! Das Frühstück schmeckt, die Vorbereitungen sind auf dem Laufenden, d.h. auch die letzten Handgriffe wie das Montieren der Zusatzbeleuchtung sind schnell erledigt; jetzt gilt es die Nervosität vor dem Start im Zaum zu halten. Bisher ist uns ja bei all den noch zu erledigenden Dingen dazu gar keine Zeit geblieben sich darüber Gedanken zu machen.

Nein, nicht nur Nervosität, zumindest bei mir. Ich müsste lügen, würde ich behaupten wollen, ich hätte nicht Angst vor dem, was da in den kommenden Tagen noch Alles sich ereignen könnte. Die Pein des mangelnden Schlafes, der womöglich schmerzenden Füße und Hände, des Rückens, oder was Alles nach tagelangem Fahren sonst noch so alles Unbehagen bereiten könnte - Die Erfahrung vieler Langstreckenrennen ist da ganz gegenwärtig.
Ja, es ist zeitweilig nicht nur Respekt, welcher immer gut ist, da er Leichtsinn verhindert und die Konzentration aufs Wesentliche lenkt, es ist zum Teil schon richtige Angst. Jetzt liegt es an mir diese dort in meinem Innersten vorrübergehend abzulegen, dass ich sie nicht mehr finde, und sie mich in meinen Bewegungen lähmen könnte.

Zwischenzeitlich sind wir wieder auf dem Parkplatz vor dem Ballenlager in Vaduz eingetroffen und warten mit all den anderen Fahrern und Betreuern darauf, dass es endlich losgeht. Überall noch schnell ein kleines Schwätzchen gemacht, man kennt sich ja größtenteils von anderen großen Rennen, bevor es dann zuerst für die Begleitfahrzeuge losgeht. Die Pacecars fahren vorweg schon mal bis ins Laternser Tal, wo wir dann wieder zusammentreffen. Die Fahrer fahren zuerst zum Schloß, wo der Erbprinz dann das Rennen startet, bevor nach einer “Tour d’Honeur” durch Vaduz der Start unter Neutralisation auf dem Marktplatz endgültig erfolgt....

Jetzt rollte der Tross von 7 XXALPS Teilnehmern in Begleitung einer Touristikfahrt durch das Rheintal von Vaduz in Richtung Rankweil, wo mit dem harschen Furkajoch gleich ein ganz dicker, wenn auch unscheinbar wirkender Brocken als erster Pass auf die Radler wartet.

Der erste von insgesamt 46 Alpenpässen, welche fast Alle locker in die erste oder gar die Ehrenkategorie der Tour de France passen würden. Zusammen stellen sie ca. 58.000 Höhenmeter den Radfahrern und deren Teams auf der Strecke an die Cote d’Azur auf 2.272 km verteilt in den Weg.


Das Tempo ist gleich hoch, jedoch nicht unangenehm. Ab Innerlaterns dürfen dann die Begleitfahrzeuge wieder mitfahren. Der sonntagnachmittagliche Ausflugsverkehr lässt auf der schmalen Strasse gleich Verstopfungen aufkommen. Konzentriert fahren alle nach oben. Der Rückstand untereinander ist natürlich ob der Leistungsdichte der Fahrer sehr gering. Alle, bis auf Jean Marc Velec innerhalb ein paar Minuten.
Den Luxus mir eine Jacke für die kurze Abfahrt überzuziehen leiste ich mir dennoch. Ist ja auch nicht mal ne Minute. In Damüls rasch wieder ausgezogen und durch die Lawinengalerie hoch zum Faschinajoch. Oben gibt es einen Rigolino und wieder die “Nudeljacke”.
In der Abfahrt fährt Clavi zu mir auf und vorbei. Clavi fährt wie immer sehr schnell ab, zu schnell für mich “Flachlandtiroler”. An einer Baustelle müssen wir bei rot kurz anhalten. Wir nutzen das Rot zum Pinkeln - es darf eben keine Zeit verschenkt werden.
Sowohl bei unserem Pacecar als auch bei Clavis Vehicel geht die steile Abfahrt voll auf die Bremsen - die Scheiben glühen und es steigt bei beißendem Gestank blauer Qualm aus den Radkästen - Ich gebe zu bedenken ein wenig gemäßigter abzufahren - erstens habe ich natürlich ein langfristiges über XXALPS hinausgehendes Interesse, dass mein Auto diese Woche überlebt - und zweitens, wenn nicht sind wir ja auch aus dem Rennen !!

Die kurze aber wuchtige kleine Rampe hoch nach Raggal ist kein weiteres Problem und es geht voll hinunter nach Bludenz.



Crewwechsel - wir wollen gleich zu Beginn öfters mal durchwechseln. Während die Truppe versucht alles in den Griff zu bekommen fahre ich gleich weiter rein ins Montafon. Die Silvretta, welche ich gut kenne ist immer ein Genuss. Spät am Mittag allerdings noch schöner, da jetzt der Ausflugsverkehr abgeebbt ist. Auf der Passhöhe ist ob der fortgeschrittenen Tageszeit und eingedenk der langen Abfahrt ein Kleiderwechsel nötig, welchen wir gleich noch mit einer Portion Nudeln krönen.


Von Pians bis zum Arlbergtunnelportal ist es gewohnt nervig durch den grausamen Verkehr - bald geht es nach St. Anton ab und wir sind wieder weitgehend alleine. Oben auf dem Arlberg habe ich Clavi wieder in Sichtweite. Er fährt einen Tick langsamer, verzichtet aber gewöhnlich auf Kleiderwechsel - Ich jedoch halte eine Abfahrt in den verschwitzen Klamotten nicht aus ohne mir ne handfeste Erkältung einzufangen, also werden wir weiterhin konsequent oben immer trockene Sachen anlegen - dabei versuchen jedoch die Wechselzeiten so kurz wie möglich zu halten. Dies gelingt auch mit jedem Pass mit Einübung der nötigen Handgriffe immer besser.


Oben am Arlberg wird die Crew wieder ausgetauscht. Das Licht, die Stuby Diodenlampe lassen wir derweil dran, ist doch die kommende Abfahrt bis zur Alpe Rauz und auch der Flexen und erst recht danach voll von Warth hinab ins Lechtal beileibe nicht furchteinflössend.




Elmen. Schnell nen Bissen reingeschoben, ne Cola geleert und dann den um die nächste Kurve verschwindenden Lichter von Clavis Pacevehicel folgend das Hahntennjoch in Angriff genommen. Vor diesem Pass, auf dem Papier nichts Dramatisches muss man sich in Acht nehmen. Das Ding ist ganz schön steil und die Abfahrt ist ob der Tatsache, dass sich da immer Kühe auf der Strasse vergnügen und immer wieder von den Schuttreissen Steine auf die Fahrbahn fallen nachts bei der Abfahrt eine “heiße Kiste”.


Im wahrlich grellen Licht der Edison bleibt jedoch auch den Kühen schier das Herz stehen und wir finden eine passende Passiermöglichkeit.



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