Sonntag, 5. April 2009

GDR 2008 - 6

New Mexiko


Tag 16:
Schon früh, wie eben jeden Tag bin ich schon auf den Socken und nehme den Anstieg über die Mesa nach Cuba in Angriff. Wobei, das soll jetzt hier mal nicht versäumt werden – das früh muss man relativ sehen.
Ich habe mich angesichts der Navigationsschwierigkeiten , welche auf geschotterten Wegen nachts auftreten können ( die Strassen sind oft, oder meist nicht, bezeichnet oder gar nummeriert ) entschlossen meinen Start gerade so zu setzen, dass es gerade wesentlich dämmert... Man also nach kurzer Zeit etwas ohne künstliche Lichtquelle erkennen kann.
im Aufstieg zur Mesa oberhalb von Abiquiu

Die Strasse, nein, ich glaube wir definieren das mal richtig – dieser Weg oder dieses, vielleicht als Karrenspur zu bezeichnendes Etwas schlaucht höllisch. Steil, steinig, dann tiefer Sand, der Hammer.
Als man dann nach ein paar Stunden auf den 73 er kommt wird’s besser. Fast wie auf der heimischen Alb geht es entlang der Ridge, also des Gebirgskammes über Dutzende Meilen in Richtung Cuba, welches ich gegen 1 Uhr mittags erreiche.
Immerhin habe ich jetzt schon 130 km geschafft. Die Tatsache, dass nun die nächsten ca. 190 km Pavement folgen, lassen mich gut und reichlich Obst, Gemüse, Milchprodukte essen, und mich dann gegen 2 Uhr aufbrechen. Jetzt heize ich voll entschlossen dem fernen Grants entgegen..

Nein !!! Als der Wind solch einen Büschel über die Fahrbahn fegt, rolle ich mit dem Hinterrad drüber – vorne konnte ich n och ausweichen...
PFFFFFF. ... Platt.
Ich wurstle den Schlauch raus und sehe schon das Malheur beim Abtasten des Mantels !!! Goat-Thorns.
Das sind kleine Stacheln mit Wiederhaken, die jetzt im Mantel stecken. Die folgende Stunde bin ich beschäftigt die Dornen außen mit dem Messer abzuschneiden und nach innen mit der Pinzette zu entfernen – 21 dieser Dinger habe ich gezählt !!!
Den Schlauch ersetze ich mal der Einfachheit halber gleich ganz !! Ich habe zwar noch ca. 60 Patches und ca. 20 Gummiflicken, aber auch nur noch einen zweiten Reserveschlauch. Da kann es gleich düster aussehen, passiert einem das mehr als einmal....

Ärgerlich, diese Stunde Verlust – aber jetzt heize ich erst richtig durch die Wüste mit ihren sanften Rolling Hills, also dem immerwährenden leichten auf und ab.
Voll konzentriert trete ich drauf und meist rollt die Kiste mit dem 13 er oder 15 er – der Speed stimmt also, so kann ich um kurz nach 10 abends Vollzug melden.
Grants , here I am !!! (das waren heute immerhin 320 km !!!)

Tag 17:
Für heute habe ich mir mal nach der langen Fahrt vom Vortag nur “fahr mal bis Pie Town und dann eben noch so weit es eben gerade gut geht“.vorgenommen.

unterwegs in Richtung Pie Town

Meine Vorstellung von Pie Town war aufgrund des Erscheinungsbildes auf der Karte ein ganz Falsches.
in Pie Town, das Cafe

Aber man darf doch auch mal Glück haben: heute ist Sonntag und auch noch um die Mittagszeit – das Cafe hat also offen (nur 3 Tage die Woche von 11 bis 3 Uhr) und es gibt für mich
Apple Pie mit Icecream in Pie Town !!!!


Nachmittags fängt es wieder an zu gewittern – das „Monstrum“ ist aber noch weit weg – nur der Regen reicht bis hier , so stelle ich mich noch mit vollem Bauch (knapp eine Stunde bin ich seit dem Stop in Pie Town wieder auf den Socken) unter einen alten und dicht gewachsenen Baum. ...und werde in meiner super Regenjacke kaum nass. Nach knapp einer Stunde ist alles vorerst mal vorbei und ich setze meine Reise fort.


Leider stellt sich der auf der Karte eingezeichnete Laden nur als Kirche heraus – dort bekommst du genau dann etwas, wenn die Gemeindemitglieder gerade da sind und den Gottesdienst feiern.... Was jetzt nicht der Fall ist.
Heiß ist es und meine Wasservorräte schwinden.
Da auf den nächsten 200 km kein Wasser mehr kommen wird, muss ich mir was einfallen lassen – ca. 2, 5 Liter habe ich noch....
Bei 2 Ranches versuche ich es umsonst, bei der 3. habe ich dann Erfolg – dort wohnt eine ehemalige „Firefighterin“, die jetzt hier in der Einöde lebt und Rinder züchtet....


Sie hat frisches Wasser aus einem Tiefbrunnen und versorgt mich auch mit Süßigkeiten, die sie selbst nicht verspeist und von Ihrer Tochter immer bekommt, so selbige zu Besuch ist!
Langsam endet der Tag und es wird wieder rabenschwarz am Himmel. Es wird wohl regnen diese Nacht. Bei der ersten möglichen Stelle zu campen hat es einen alten aufgelassenen Schuppen, voll mit Abfall.
Notdürftig räume ich in der verbleibenden halben Stunde Tageslicht den Schuppen ein wenig auf – so kann ich wenigsten unter einem Dach sein....
Mein Nachtquartier für heute

Nachts gibt es eine herrliche Geräuschkulisse, der Elch treibt in strömendem Regen sein Rudel durch die Gegend und die Coyoten heulen dazu....




Tag 18:
Mitten im Gila National Forest geht es durch diverse Canyons bei zweifelhaftem Wetter weiter gen Süden !


Bin ich froh den Beaverhead Work Out zu erreichen. Dort sind eine ganze Armada von Rangern stationiert welche dieses riesige Gebiet versuchen unter Kontrolle zu halten (Feuer etc.).
Wasser gibt es hier – das brauche ich auch wieder, bevor es zu einem anstrengenden Auf und ab durch den Black Canyon geht.
Hart aber herzlich ! Viele Steine, viel Waschbrett Piste, Hitze, für alles ist gesorgt!.
nur hier auf ca. 500m Wegeslänge gedeiht dieser Mohn in der Gila Wilderness

Mittags treffe ich 3 Motorradfahrer. Die einzigen Menschen auf der Route seit eineinhalb Tagen. Wir tauschen uns über alles aus – so erfahre ich bei der Gelegenheit auch gleich, dass Carl nur ein paar Stunden vor mir liegt.
Aber das hätte ich auch vermutet, da ich immer wieder sein relativ frischen Reifenspuren sehe – da es zum Teil stark windet werden die Spuren ja auch verwischt....
In Mimbres gibt es mal wieder was zu essen- ich genieße das Eis und das kalte Cola nach knapp 2 Tagen leben von den „brühwarmen Dingen“ aus dem Rucksack.


Ich schaffe es gerade noch über den folgenden Berg (Dreckstasse – impassable when wet), als ich in Hanover (500 Einwohner) vom Gewitter getroffen werde. Ich bin in den 2 Minuten bis unter ein Dach vollkommen nass.
Bei über 30 Grad sind die Klamotten aber auf den ca. 20 km bis Silver City nach dem halbstündigen Regen aber wieder trocken.


Ich könnte jetzt eigentlich voll Ernst machen.... fahre ich jetzt weiter und gebe ein wenig Gas, so ist klar, dass ich den auf dem 2. Platz liegenden Carl locker einholen werde !!!!
Die Erfahrung hat ja gezeigt, dass ich auf ca. 200 km immer locker ein paar Stunden auf ihn hereinfahren kann.
Aber was soll’s – ich genieße es gut zu essen und nochmals gut zu schlafen und habe mir vorgenommen am morgigen Tage voll bis an die Grenze zu fahren.....(Ich mache also in Silver City Station für die Nacht)





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